Anleitung, die Deutschen zu lieben

Kapitel I (2 Teil)

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Wie Marlene Dietrich im Blauen Engel singt Helmut Kohl, angetan mit schwarzen Strümpfen und Strapsen: »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt…«. Aber der Cartoonist der britischen Zeitung Sunday Telegraph, William Rushton, fügt die nächsten Zeilen hinzu: »Das ist meine Welt, und sonst gar nichts«, und kommentiert damit die Gleichgültigkeit der Deutschen gegenüber den Schwierigkeiten, welche die Bundesbank den europäischen Partnern beschert hat.

Die Deutschen kontern mit einer Margaret Thatcher, die wie ein wildgewordener Stier das rote Tuch der europäischen Währungsunion auf die Hörner nimmt. Das sind zwei Beispiele aus einer vom Land Niedersachsen in Bonn organisierten Ausstellung; gewidmet ist sie den »bilateralen Beziehungen in der Karikatur«, wenn man so sagen kann, zwischen Großbritannien und dem großen Deutschland seit den 50er Jahren bis in unsere Tage.

Sense of humour ist schwer zu übersetzen. »Wenn man trotzdem lacht« kommt dem schon sehr nahe. Der liberale Außenminister Klaus Kinkel geriet in Zorn und protestierte vehement gegen die Ausstellung des von Sozialdemokraten und Grünen regierten Niedersachsen, während der deutsche Botschafter in London, Peter Hartmann, gänzlich anderer Meinung als sein Chef war: Natürlich sei die Karikatur eine Kunstform, die von Gemeinplätzen und Klischees lebe, nicht immer zur Freude der Betroffenen, aber nach einem alten deutschen Sprichwort sei Lachen ja immer noch die beste Medizin.

Nationale Stereotypen seien weder neu noch leicht aus der Welt zu schaffen, antwortete ihm sein britischer Kollege in Bonn, Sir Nigel Broomfield, das Bild des Engländers mit Melone und Schirm unter dem Arm, das des Würstel verschlingenden Deutschen in Lederhosen oder das des Franzosen mit Baskenmütze und Baguette habe vielleicht wenig mit der Realität von heute zu tun, sei aber überall in der Welt tief verwurzelt.

Beim Besuch der Ausstellung ist der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt, daß sich nach Meinung der Humoristen in vierzig Jahren die Dinge nicht geändert haben. Der Cartoonist Vicky porträtiert für den Evening Standard im Jahr 1959 einen »Doktor« Adenauer, der ein grimmiges blondes Kind untersucht. Der Körper ist mit Flecken übersät, als hätte es Masern. Es sind aber winzige Hakenkreuze. »Kein Grund zur Sorge«, versichert der Kanzler, »der Fall ist nicht schwer und auch nicht ansteckend.« Dieselbe Diagnose stellte Kohl zumindest zu Beginn der Gewalttätigkeiten der Neonazis.

Der Daily Star vom 4. Juli 1990 zeigt Adolf Hitler, wie er sich während der Weltmeisterschaft das Spiel England – Deutschland im Fernsehen ansieht. »Bitte regen Sie sich nicht auf, mein Führer«, sagt ein SS-Mann zu ihm, »das ist nur ein Fußballspiel.« Nicht zufällig zitiere ich lieber die antideutschen Zeichnungen als die gegen das »perfide Albion«. Die Engländer sind ungerechter und böser und deshalb amüsanter. Das deutsche fair play wird irgendwann langweilig und schlägt sich mit der arroganten, zackigen Eisernen Lady herum.

Nach der gefürchteten Wiedervereinigung (Kohl verschluckt die Demokratische Republik) werden die Engländer wegen der Bundesbank und der allzu starken Mark noch bissiger. Elizabeth, von der Zentralbank in Frankfurt zum Abendessen eingeladen, wird gefragt: »Zahlen Sie in Pfund oder in DM?« Die Zeichnung, die Kinkel erzürnt hat, bezieht sich auf den Golfkrieg: Ein SS-Mann marschiert im Jahr 1941, Deutschland über alles auf den Lippen. Seite an Seite mit einem dicken Manager der heutigen Bundesrepublik im Gleichschritt, ein großes Waffenpaket für Saddam unter dem Arm.

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