Anleitung, die Deutschen zu lieben

Kapitel I (2 Teil)

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Von Satire darf man nicht Kohärenz verlangen, aber es ist paradox, wenn Zeichnungen, die den deutschen Militarismus anprangern, neben solchen hängen, die Deutschland kritisieren, weil es sich nicht am Krieg beteiligen wollte. Thatcher, diesmal mit einer Brille, deren dunkle Gläser mit Hakenkreuzen bedeckt sind, erwidert dem prote­stierenden Kohl: »Naja, unsere Mittel erlauben es uns eben nicht, alle vierzig Jahre die Brille zu wechseln.«

Im Mai 1989, als niemand auch nur daran dachte, daß im Herbst die Mauer fallen würde, und Helmut Kohl sich hartnäckig weigerte, in der Bundesrepublik Kurzstreckenraketen zu installieren, die nur andere Deutsche oder die anderen Deutschen treffen würden, erklärte Thatcher: »Was wollen sie denn? Schließlich haben sie den Krieg ver­loren.« Amüsant, aber kein Scherz.

1990 behauptete Minister Nicholas Ridley, Thatchers Liebling, die Bundesbank wolle die Resultate des Zweiten Weltkriegs anzweifeln, und die deutsche Presse »wagte« den Kommentar, er müsse betrunken gewesen sein. Nicky bleibt dabei, Europa sei der übelste Trick der Deutschen gegen Großbritannien. Das ist selbst seinen Landsleuten zu viel. Anthony Catterell, Journalist des Observer, bemerkt kritisch, viele Engländer dächten, sie hätten den Krieg gewonnen und den Frieden verloren. Zu fragen, ob die Briten eine richtige Meinung von den Deutschen haben, schreibt sein Kollege Neal Ascherson, ist, als fragte man, ob Herodot eine rechte Vorstellung von den Skythen gehabt habe. Die Antwort laute nein.

Die Gegenwart werde auf unzulässige Art und Weise mit dem Deutschlandbild aus dem Krieg verschmolzen, bemerkt Michael Burleigh, Experte der London SchooI of Economics, wobei die Bundesbank die Rolle von Görings Luftwaffe spiele. Diesem Gedanken widmet David Marsh, früherer Korrespondent der Financial Times in Bonn, ein dickes Buch mit dem Titel Die Bundesbank: 445 Seiten, die beweisen sollen, daß die Zentralbank von ehemaligen Nazis verwaltet wird.

Diese Idee verfolgen die Romanciers jenseits des Ärmelkanals seit dem Klassiker Das Rätsel der Sandbank von Erskine Childers aus dem Jahre 1903; er war Parlamentssekretär und fiel 1922 im Krieg gegen Irland (sein Sohn wurde Premierminister). Zwei Jungen aus gutem Hause segeln in den Ferien in der Nordsee und entdecken zufällig, daß sich die deutsche Marine Wilhelms II. auf eine Invasion Großbritanniens vorbereitet.

Ein paar Jahrzehnte später beschreibt Len Deighton in SS – GB ein von den Braunhemden besetztes Großbritannien, und in Fatherland erklärt uns Robert Harris (der sich übrigens einer alten Idee bedient), wie Europa aussehen würde, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Nicht viel anders als heute: Die südlichen Länder sind für die Ferien der Sieger in Kolonien verwandelt, und eine europäische Zentralbank hat ihren Sitz in Deutschland. Das Buch hatte in der Bundesrepublik keinen großen Erfolg, und ein Richter hat die englische Ausgabe beschlagnahmen lassen, milder Begründung, auf dem Buchdeckel sei das Hakenkreuz abgebildet, was gesetzlich verboten ist. Aber das Buch mit den hinterlistigsten Freudschen Implikationen ist Prime Minister, Spy des konservativen Abgeordneten Michael Spicer aus dem Jahr 1986. Hier ist der Premierminister nicht nur Spion des KGB, sondern auch ein unehelicher Sohn Hitlers, der in einem Augenblick der Leidenschaft für die vegetarische Köchin im Führerbunker »zustande gebracht« wurde.

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