Anleitung, die Deutschen zu lieben

Kapitel I (2 Teil)

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Deutsche Ingenieure und Architekten haben jahrhundertelang Häfen und Kanäle und die Paläste und Schlösser von St. Petersburg und Moskau gebaut. Boris Godunow verließ sich nur auf deutsche Ärzte, und er hatte ihrer nicht weniger als sechs.

Die Ehefrau Nikolaus’ I. war eine preußische Prinzessin, die Frau Nikolaus’ II. stammte aus dem Hause Coburg. Lenin kam im gleichen Jahr zur Welt, in dem das Deutsche Reich entstand, seine Mutter war die Deutsche Maria Blank, und mit der (eigennützigen) Hilfe der Deutschen kehrte er in seine Heimat zurück, um die Revolution anzuführen.

Otto von Bismarck war lange Zeit Gesandter in St. Petersburg, Siemens errichtete in Rußland die erste Telegraphenlinie, und andere Gesellschaften wie Daimler-Benz, BASF, Bayer und Thyssen waren von Anfang an in Rußland präsent.

Allein im letzten Krieg hat die Sowjetunion 27 Millionen Menschen verloren, und der Dichter Ilja Ehrenburg schrieb 1945: Die deutschen Städte brennen, und ich bin glücklich. Heute denken 49 Pro­zent der Russen an den Krieg, wenn sie an Deutschland denken, und 59 Prozent glauben nicht vergessen zu können, obwohl 38 Prozent der Russen die Deutschen »lieben«; fast genauso viele Deutsche (35 Prozent) »lieben« die Russen. Eine Leidenschaft, die bei jungen Leuten unter dreißig noch stärker ist: 44 Prozent der jüngsten russischen Generation ziehen die Deutschen den Amerikanern (34 Prozent) vor. Die Deutschen haben die positive Haltung Gorbatschows zur Wiedervereinigung Deutschlands nicht vergessen, und Gorbi ist in der Bundesrepublik immer noch sehr beliebt, mehr als Bush gestern und Clinton heute.

Diese Dankbarkeit hat sich in konkreter Wirtschaftshilfe niedergeschlagen. Die Hälfte ihrer Schulden beim Westen hat die ehemalige UdSSR in Deutschland, das sind mehr als dreißigtausend Millionen Mark. Russische Manager, aber (nach alter Tradition) auch Offiziere werden in Deutschland ausgebildet, sie lernen Deutsch und »deutsch zu denken«. Diese Investition ist wichtiger als Milliarden von Dollar und Mark.

1914 gab es bei Kriegsausbruch etwas weniger als zwei Millionen deutschstämmige Russen, und 138 000 Russen lebten in Deutschland In den 20er Jahren kamen die Revolutionsflüchtlinge zunächst in Berlin unter, und viele blieben hier, wie Vladimir Nabokov, der Autor von Lolita. In den 20er Jahren waren es über 300 000 allein in der Hauptstadt, in der über 80 Zeitungen auf Russisch erschienen. Der Bezirk Charlottenburg wurde scherzhaft in »Charlottengrad« umgetauft. Als Hitler an die Macht kam, machten sich die russischen Flüchtlinge, größtenteils Juden, auf den Weg in die Vereinigten Staaten oder nach Palästina; jetzt, nach dem Fall der Mauer, findet wieder ein Exodus aus dem Ostenstatt. In Berlin gibt es wieder mehr als 15 000 russische Juden, in Rußland haben über zwei Millionen Ein­wohner, die im Gebiet der Wolga konzentriert sind, deutsche Vorfahren und können von einem Tag auf den anderen »in die Heimat zurückkehren«. Dem Gesetz nach werden sie in jeder Hinsicht mit allen entsprechenden Rechten wieder Deutsche, sobald sie die Bundesrepublik betreten; sogar Offiziere der Roten Armee bekommen eine Rente, als hätten sie schon immer unter der Bonner Flagge gedient.

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