Anleitung, die Deutschen zu lieben

Kapitel I (3 teil)

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Mit Befriedigung, gemischt mit mehr oder weniger uneingestandener Furcht, sorgt sich jeder Deutsche darum, seine Landsleute und die Ausländer könnten entdecken, daß »nur er« nicht dem nationalen Ruf entspricht. Käme der Bluff heraus, brächte er Schmach über das ganze Vaterland. Er ist gezwungen, eine Rolle zu spielen, und nie verläßt ihn ein tiefes Schuldgefühl ob der Lüge, die gegen jene andere Nationaltugend, die Wahrheit, verstößt.

Ein gewissenhaftes, zuverlässiges, pünktliches Volk setzt sich in Wirklichkeit aus Millionen von Einzelwesen zusammen, die für diese Rolle ungeeignet und unordentlich, ungenau, nicht besonders zuverlässig und nicht fleißig genug sind oder sich dafür halten (was auf dasselbe herauskommt). Es ist dasselbe Phänomen wie bei Rudolf Heß, wie mir Albert Speer erzählte, der zwanzig Jahre lang sein Mithäftling in Spandau war und ihn nicht besonders mochte. Heß sei nicht verrückt gewesen, als er nach England flog, um einen separaten Frieden vorzuschlagen, aber als Churchill ihn ins Gefängnis geworfen habe, habe er so tun müssen, als sei er verrückt geworden. Er habe es so gut gemacht, daß er tatsächlich verrückt geworden sei.

Wenn das Sprichwort in vino veritas stimmt, dann braucht man nur die Deutschen zu beobachten, wenn sie einen über den Durst trinken. Ein betrunkener Engländer wird finster, einen Russen packt destruktive Fröhlichkeit, der Amerikaner wird gewalttätig, die Deutschen verwandeln sich: Sie werden zu grölenden Kumpeln, sind laut und albern, sentimental und romantisch und singen im Chor Liebesschnulzen. Schon die italienische Luft wirkt sich bei vielen wie eine ganze Flasche Chianti aus: Kaum haben sie die Grenze passiert, machen sie es sich bequem, in kurzen Hosen zeigen sie behaarte Waden und dicke Bäuche, lassen sich entspannt und friedfertig den Wind um die Nase wehen, oder sie brechen in Geschrei und Gelächter aus, wenn sie auf den Autobahnen unterwegs sind oder sich mit dem Schlauchboot auf dem Wasser tummeln. Die Italiener sind gekränkt und finden, daß sie sich wenig respektvoll verhalten, wie Touristen, die eine mit Deutscher Mark aufgekaufte Kolonie bereisen. Die Deutschen wundern sich über diese Reaktion. Sie verstehen nicht: Sie versuchen doch nur, so zu sein wie wir, so wie sie sich uns vorstellen.

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