Anleitung, die Deutschen zu lieben

Kapitel I (3 teil)

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Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Als ich die Deutschen, die ihrem besten Freund das Auto leihen würden (3 Prozent) jenen gegenüberstellte, die zum Gruppensex bereit waren (5 Prozent), woraus ich folgerte, daß man der Freundeshand eher die Lebensgefährtin als das Lenkrad des Mercedes anvertraut, waren sie beleidigt.

Diese Statistiken haben in der Tat einen Wert, weil die Deutschen ganz und gar aufrichtig antworten, wie Luther es sie gelehrt hat. Keine Tricks all’italiana, auch keine Liebenswürdigkeiten dem Interviewer gegenüber. Man antwortet nicht, wie man denkt, daß es erwartet würde, so wie wir es tun, und auch nicht trotzig. Der Befragte ist mit der Wahrheit ganz allein. Dem Interviewer ist seine Identität nicht bekannt, wohl aber Gott. Aus einer Umfrage über die sexuellen Gewohnheiten der russischen Männer geht hervor, daß »niemand homosexuell oder impotent ist«, spottet Medvedev. In Deutschland wäre so etwas undenkbar.

Dies erklärt, warum in Deutschland die Wahlergebnisse so genau berechnet werden können. Es gibt oder gab weniger Parteien als bei uns, aber die Hochrechnungen sind exakt und weichen höchstens um ein oder zwei Dezimalstellen ab. Die Deutschen sind ehrlich aus Pflichtbewußtsein und auch aus Unsicherheit. Ziel der Umfrage ist vor allem, zu wissen, »wer wir sind« und wer ich bin in Bezug auf die anderen. Wenn ich mogle, verliert das ganze Spiel seinen Sinn.

Der Durchschnittsdeutsche ist von Millionen Zahlen und Prozentsätzen überschwemmt und dürfte daher weder vor sich selbst noch vor uns Geheimnisse haben. Natürlich verwandeln sich zu viele Statistiken in eine Nebelwand, man gleitet so sehr ins Detail ab, daß man das Ganze aus den Augen verliert, als betrachte man ein Bild aus zu großer Nähe oder unter dem Mikroskop. Und man kann ja unendlich gründlich sein: gepunktete Krawatten also, aber wie groß sollen die Punkte sein? Nächsten Dienstag werden wir es wissen.

Fortsetzung folgt

Den zweiter Teil von „Anleitung, die Deutschen zu lieben“ finden Sie hier

Redaktionelle Bearbeitung: Silvano ZaisItalLingua

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